Passiert es euch auch, dass Leute ständig ihre Nase in Dinge stecken, in die sie absolut nicht gehören? Mir passiert das STÄNDIG.

Ich weiß nicht, ob es an der Region, der Kultur, der Unkultur, mangelnder Bildung oder irgendetwas anderem liegt, aber unsere Leute lieben es, sich um andere und nicht um ihre eigenen Angelegenheiten zu kümmern.

Und was habe ich jetzt Neues gesagt, das ist doch allgemein bekannt, oder? Eigentlich nichts, aber wenn wir das Problem nicht totschweigen, sondern es ansprechen und oft genug auf die Anomalie hinweisen, dann besteht die Chance, dass die Dinge bewusster wahrgenommen werden und wer weiß, vielleicht sich sogar ändern.

Von der Geburt bis wahrscheinlich zum Tod begegnen wir fast täglich der Neugier anderer Menschen, die sich in unsere Angelegenheiten einmischen.

Jeder will wissen, wohin man geht, mit wem man sich trifft, was man tut, mit wem man schläft, wie oft und natürlich wann das ganze Schlafen endlich Früchte trägt.

Und wenn es dann endlich Früchte trägt, vergeht nicht viel Zeit, bis dieselben Nasen mit der Frage auftauchen: „Und wann kommt das zweite?“

Denn es ist allgemein bekannt, dass ein Kind einfach nicht genug ist.

Warum? Einfach so, ist halt so!

Halb-Mutter bin ich und mein Einzelkind.

Ein Kind braucht einen Bruder oder eine Schwester.

Warum? Damit es nicht egoistisch und verwöhnt wird! Natürlich, denn es ist allgemein bekannt, dass alle Einzelkinder dieser Welt egoistisch und verwöhnt sind, während unter Geschwistern (je mehr, desto besser, aber nicht zu viele) keine egoistischen und verwöhnten Kinder zu finden sind.

Es ist auch allgemein bekannt, dass Menschen, die nur ein Kind haben, von Natur aus egoistisch sind und daher ihre Kinder auch egoistisch werden.

Genauso wie es allgemein bekannt ist, dass du als Mutter nicht vollständig und wirklich Mutter bist, wenn du nicht mindestens zwei Kinder geboren hast. Tatsächlich bist du mit einem Kind nur eine Halb-Mutter, weder hier noch dort.

Es ist allgemein bekannt, dass jeder das Recht hat, Fragen über die Fortpflanzungsfähigkeiten eines Paares zu stellen, denn es ist allgemein bekannt, dass du die Kinder nicht für dich selbst bekommst, sondern für die Familie, Verwandte, Freunde, die Gesellschaft, den Staat, die Spezies…

Es ist allgemein bekannt, dass niemand fragt, wie du dich fühlst. Was du willst? Was du kannst? All das ist weniger wichtig als das höhere Ziel, und das Ziel sind mindestens zwei Kinder, nicht wahr?

Dabei wird vergessen, dass viele Menschen überhaupt keine Kinder bekommen können und der Fingerzeig auf eine leere Gebärmutter mehr wehtun kann als ein Messerstich in den Bauch.

Dass viele Menschen eben nur ein Kind haben möchten und sich nicht für egoistisch halten.

Dass viele Menschen nicht die Mittel, Möglichkeiten oder Voraussetzungen haben, Kinder zu haben.

Dass nicht alle Geschwister auf dieser Welt in Harmonie und guten Beziehungen leben.

Dass die Kindergärten ohnehin überfüllt sind und kürzere Öffnungszeiten haben als das durchschnittliche Arbeitszeit eines Vollzeitbeschäftigten.

Dass Frauen, vor allem Mütter, seltener Jobs bekommen, geschweige denn gute Positionen, gerade weil sie Mütter sind.

Dass dieselben Frauen deutlich weniger Gehalt als ihre männlichen Kollegen verdienen, und dass ihre Renten später noch magerer ausfallen, weil es als selbstverständlich gilt, dass sie während ihrer Arbeitsjahre keine Vollzeitstelle ausfüllen können, da sie Kinder haben, und dass sie folglich im Alter von ihrer Rente nicht leben können, weil sie, nicht wahr, keine Vollzeit gearbeitet haben. Paradox, oder?

Jede Familie, ob sie zwei, drei, fünf oder zehn Mitglieder hat, sollte in erster Linie eine glückliche und harmonische Familie sein, mit Liebe als Hauptantrieb.

Und das sollte selbstverständlich sein.

Alles andere geht euch nichts an.

Herzlich,

S-Mama