Das Schreiben eines Tagebuchs war schon immer beliebt und ist weder etwas Neues noch Revolutionäres. Mädchen beginnen oft schon in jungen Jahren damit, sobald sie lesen und schreiben können, um ihrem „lieben Tagebuch“ anzuvertrauen, wen sie mögen, wie ihr Tag verlief und warum Sanja aus der Klasse 2/5 ein „Landei“ ist. Doch das Tagebuchschreiben bringt auch für uns Erwachsene große Vorteile.
Wir leben in einer Zeit, in der sich der Stress um uns herum immer mehr anhäuft. Es wird von uns erwartet, dass wir ihn so gut wie möglich bewältigen und uns schnell davon erholen. Dabei wird oft übersehen, dass wir lebende Wesen mit Gefühlen und Bedürfnissen sind, und nicht bloß Erledigungsmaschinen. Die Anforderungen des Alltags überwältigen uns, doch wie sollen wir in diesem modernen Dschungel aus Verpflichtungen Zeit für uns selbst finden? Vor allem, wenn viele „Self-Care“-Maßnahmen nicht nur teuer, sondern auch zeitaufwendig sind.
Eine Sache, die wir selbst für uns tun können – die garantiert hilft und in kurzer Zeit unser Wohlbefinden steigert – ist, uns selbst, unsere Gefühle und unsere Situation zu verstehen. Häufig erreichen wir das, indem wir mit jemandem sprechen. Doch seien wir ehrlich: Nicht alle Gedanken eignen sich dafür, mit jemand anderem geteilt zu werden, selbst wenn diese Person uns nahesteht und vertrauenswürdig ist.
Tagebuchschreiben als effektive Form der Selbstfürsorge
Das Schreiben eines Tagebuchs ist eine sehr wirkungsvolle Form der Selbstfürsorge, insbesondere für die mentale Gesundheit. Das tägliche Festhalten von Gedanken, Gefühlen oder Ereignissen hat mir persönlich sehr geholfen, mit den zahlreichen täglichen Stresssituationen besser umzugehen.
Es spielt keine Rolle, ob Sie früher geschrieben und es dann aufgegeben haben, weil Ihnen die Zeit fehlte, es zu mühsam war oder Sie einfach nicht wussten, was Sie aufschreiben sollten. Entscheidend ist, dass das tägliche Aufschreiben von Gedanken diese klärt.
Wer kann schreiben?
Das Schöne an dieser Art des Schreibens ist, dass Sie weder Schriftsteller noch Journalist sein müssen. Jeder kann ein Tagebuch führen, eine „Gedanken-Notizbuch“ oder wie auch immer Sie Ihr Schreibritual nennen möchten.
Wie anfangen?
Es ist unwichtig, die schönste Feder, das teuerste Notizbuch oder ein digitales Schreibgerät zu besitzen – auch wenn solche Dinge zusätzliche Motivation geben können. Wichtig ist, dass Sie jeden Tag mindestens 10 Minuten finden, um Ihre aktuellen Gedanken, Gefühle oder Sorgen niederzuschreiben.
Die Angst vor der leeren Seite ist normal. Jeder, der jemals etwas geschrieben hat, sei es nur ein Aufsatz in der Schule, kennt das Gefühl. Aber genau hier ist es wichtig, nicht aufzugeben. Schreiben Sie einfach, was Ihnen in den Sinn kommt: „Ich weiß nicht, was ich schreiben soll“, oder „Mir fällt nichts ein.“ Oft setzt dies einen kreativen Prozess in Gang. Denn wir wissen manchmal gar nicht, was in uns steckt, bis wir es in Worte fassen.
Schreiben Sie für sich selbst
Wenn Sie nur für sich schreiben, fällt es Ihnen leichter, ehrlicher zu sein. Ihre Gedanken – auch die negativen – haben so Platz auf dem Papier und blockieren nicht länger Ihren Geist, wo sie Platz für Produktivität, Ziele oder positive Gedanken einnehmen könnten.
Ich selbst fluche selten laut, aber in meinem Tagebuch finden sich viele unschöne Worte und negative Begriffe, die ich niemals aussprechen würde.
Finden Sie Ihren Zeitpunkt
Für mich ist der Morgen ideal. Ich stehe eine halbe Stunde früher auf, bevor ich meine Tochter für den Kindergarten wecke. Diese Zeit nutze ich, um alle negativen Gedanken und Sorgen, die sich angesammelt haben, niederzuschreiben. Dadurch starte ich den Tag befreiter und klarer.
Andere bevorzugen es, abends vor dem Schlafengehen zu schreiben, um den Tag ruhig abzuschließen. Wann Sie schreiben, ist unwichtig – finden Sie einfach den für Sie passenden Zeitpunkt.
Eine Gewohnheit schaffen
Wie James Clear in seinem Buch Atomic Habits empfiehlt, braucht es etwa 30 Tage, um eine Gewohnheit zu etablieren. Schon 5 Minuten pro Tag genügen, um die Handlung zu automatisieren – ähnlich wie das Zähneputzen, das für die meisten von uns selbstverständlich ist.
Form und Thema sind frei
Es gibt keine Regeln – schreiben Sie, wie Sie möchten: in der ersten oder dritten Person, in wenigen Sätzen oder langen Texten. Die Themen und die Form bestimmen Sie.
Für mich ist das Tagebuchschreiben, neben Sport, die beste Form der „Selbsttherapie“. Während Sport körperliche Anspannung löst, hilft das Schreiben, mentale Anspannung abzubauen. Zusammen ermöglichen sie es mir, die Herausforderungen des Alltags gelassener zu bewältigen.
Also, worauf warten Sie noch? Papier und Stift in die Hand – und Sie werden sich garantiert besser fühlen!
Herzlich,
S-Mama
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